«Volksvertreter dürfen sich unsere Parlamentarier nicht mehr nennen»


Doch für sich selbst wollen höchste Parlamentarier mehr Geld

Für AHV-Rentner gibts nichts

Für AHV-Rentner hat das Parlament einen vollen Teuerungsausgleich abgelehnt. Geht es aber ums eigene Portemonnaie, ist die Ratsspitze weniger knauserig.

Den Rentnern missgönnt das Parlament einen Fünfliber mehr im Monat.
Es wäre um fünf bis zwölf Franken im Monat gegangen. Am Donnerstag zog der Ständerat nach.


Auch Nationalratsspitze will mehr Geld

Dabei dürfte es um ein bisschen mehr gehen als nur einen Fünfliber.

Im Durchschnitt bezieht ein Nationalrat heute 132'500 Franken im Jahr. Bei einer Ständerätin sind es 142'500 Franken. Bei einem Teuerungsausgleich von 3,2 Prozent kämen nach Adam Riese beim Nationalrat nochmals 4240 Franken obendrauf. Die Ständerätin dürfte sich demnach über zusätzliche 4560 Franken freuen. Und das für einen Teilzeitjob.

Bei der Nationalratsspitze ist diese Idee offenbar gut angekommen. Am frühen Donnerstagmorgen hat sich auch das Büro des Nationalrats über den Antrag gebeugt – und ebenfalls deutlich einem Zustupf für das eigene Portemonnaie zugestimmt.

Für alle statt für wenige? Von wegen!

Nun soll eine entsprechende Vorlage ausgearbeitet werden, die in der Sommersession in den Ständerat und im Herbst in den Nationalrat kommt. Noch sei aber nicht definitiv festgelegt, wie hoch der Teuerungsausgleich tatsächlich sein soll, wie die Parlamentsdienste im Verlaufe des Donnerstags mitteilen.

«Zeigt Abgehobenheit und Arroganz in diesem hohen Haus»

Widerstand gegen den Zustupf ist allerdings bereits absehbar. Die SVP werde den Teuerungsausgleich für Ratsmitglieder vehement bekämpfen, kündigt Fraktionschef Thomas Aeschi (44) auf Twitter an.

Bei der SVP kommt das gar nicht gut an. «Da kann man nur den Kopf schütteln», findet der Solothurner Nationalrat Walter Wobmann (65)  «Dass man in der jetzigen Zeit überhaupt auf eine solche Idee kommt, ist völlig daneben.»

Schliesslich wird gerade von Mitte-Links immer wieder darauf hingewiesen, dass die Kaufkraft in der Bevölkerung beispielsweise wegen der hohen Energiepreise und der weltweiten Inflation empfindlich abgenommen hat.

«Dass sich manche selber dann aber trotzdem mehr Lohn zuschustern wollen, zeigt die Abgehobenheit und Arroganz gewisser Leute in diesem hohen Haus», ärgert sich Wobmann. «Das ist leider nichts Neues.»

Bei einer jährlichen Entschädigung von durchschnittlich über 130'000 Franken für das Milizmandat «sind die Parlamentarier-Löhne schon heute viel zu hoch!», findet Aeschi.


Für sich selber wünscht sich die Parlamentsspitze um Ständeratspräsidentin Brigitte Häberli-Kollerund Nationalratspräsident Martin Candinas hingegen mehr Geld in der Lohntüte.

Stimmen aus dem Volk:
 
Kurt Plüss
12:20 Uhr
Mein Vorschlag: Zukünftige Lohnerhöhungen der National-, Stände-, und Bundesräte sind an die Erhöhung der maximalen AHV Vollrente in Franken und nicht in % zu koppeln. Das heisst, wenn die Monatliche AHV Maximalrente von 2'450 Franken um 50 Franken auf CHF 2'500 Franken erhöht wird, dann dürfen die National und Ständeratslöhne auch nur um maximal 50 Franken pro Monat erhöht werden. Diese Koppelung wäre dann solange aufrechtzuerhalten, bis die AHV Maximalrente der Vorgabe der Bundesverfassung entspricht. Das heisst die AHV Renten den Existenzbedarf sichern.
 
Mike Müller
12:27 Uhr
Ich frage mich ernsthaft, was in Bern genau schief läuft. Die einen verlangen eine 38 Stunden Woche bei gleichem Lohn und die anderen wollen, nebst dem erhaltenen Teuerungsausgleich(?), einfach noch mehr Lohn. Und wenn man die Löhne in diesen Bereichen so anschaut, und dies für ein Teilpensum...
Marcel Burkhard
12:32 Uhr
Unglaublich! Würde man die Sitzungsgelder abschaffen für solche, die sowieso nicht teil nehmen, würde das die 7 - 14 Franken bei weitem decken.

Susann Weber
12:33 Uhr
Viel dreister gehts jetzt gar nicht mehr. Denen dies mehr als nur nötig haben, den Fünfliber missgönnen und sich selber soviel mehr geben. Und keiner von denen ist darauf angewiesen. Wie tief kann man fallen...
 
Linus Sennrich
12:34 Uhr
Ein Skandal, sich selber großzügig mehr Geld zuschanzen y behaupten man könne aus Spargründen der breiten Bevölkerung keinen Rappen zusätzlich zugute halten.
 
Nancy Kraus
12:35 Uhr
Eine bodenlose Frechheit. Neben dem komplett aufgeblähten Staat sind sie auch noch extrem überbezahlt.
 
René Frei
12:38 Uhr
Genug Lohn vom rumsitzen und jetzt wollen sie noch mehr?! Eher Abzüge wären angebracht.
 
André Milani
12:39 Uhr
Also will der Ständerat auch keinen Teuerungsausgleich für AHV Rentner. Ich dachte in der kleinen Kammer hersche eine Mitte/Links Mehrheit. Also kann man den ganzen Salat im gleichenTopf einwerfen.
Roger Zuber
12:42 Uhr
Das zeigt einmal mehr die Abgehobenheit unsere Bundesparlamentarier! Den Rentnern 60-100 Franken pro Jahr nicht zugestehen, sich aber selber mit über 4000 belohnen! Für was eigentlich? Mit Leistungen kann es jedenfalls nichts zu tun haben….
 
Urs Fluri
12:44 Uhr
Mit Rentnern die brav über Jahrzehnte hinweg ihre Steuern zahlten und somit zum Wohlstand des Landes massgebend beigetragen haben kann man das doch nicht machen. Parlamentarier schämt Euch - ich verstehe Euch nicht mehr.
Hansjörg Gubler
12:45 Uhr
Inakzeptabel wenn man den Vergleich mit den AHV-Bezügern vergleicht.
 
Werner Keller
13:00 Uhr
Es wird wohl langsam Zeit, mittels Referenden oder Initiativen diesem gebaren Einhalt zu gebieten. Wer von uns kann schon selber über seinen Lohn abstimmen.
 
Philippe Zihlmann
13:03 Uhr
Wie ist das möglich? Was für Argumente wurden vorgetragen um die Lohnerhöhung zu fordern? Die müssen ja enorm von den Argumenten abweichen, die den Teuerungsausgleich bei der AHV abschmetterten. Komisch. Einfach nicht glaubwürdig geschweige den vertrauenswürdig dieses Parlament.
 
René Gisler
13:32 Uhr
Ich möchte Sie freundlichst darauf hinweisen, dass es mehrheitlich linke Politiker von SP, Grünen und Grünliberalen sind, welche mehr Geld wollen!
 
Robert Kellerhals
13:04 Uhr
Tja, das eigene Portemonnaie ist einem am Nächsten. Und dan fragen sich diese Politiker wieder, warm das Volk ihnen nicht glaubt. Ich sage das: pfui.
 
Peter Märki
13:05 Uhr
*Gehaltserhöhung National/Ständerat habe kein Verständnis, das diese meist gut verdienenden Damen und Herren sich den Lohn erhöhen.... Wird die Kluft zwischen den Bürgern noch grösser machen.... ps bin kein Mitglied der SVP
 
marcel meuler
13:15 Uhr
Hier sollte das Volk das letzte Wort haben. Ich würde diese Erhöhung deutlich ablehnen und empfinde es als Orfeige für alle RentnerInnen. Lieber Blick, gibt es Einsicht welche Parteien die Erhöhung möchten und welche verzichten?
 
Marco Weber
13:23 Uhr
Warten wir erst mal ab wie dieser Antrag "bekämpft" wird..... Höre aber schon die Ausreden: Ja das ist verdient, und der administrative "Aufwand" wäre nicht so hoch wie für die Rentner. Genau solche Anträge zeigen wie weit weg die Politik mittlerweile von der Realität ist, und zwar alle von ganz Links bis ganz Rechts. Dies ist auch ein Grund wieso immer weniger Leute Abstimmen oder Wählen gehen.
 
Ingo Berg
13:25 Uhr
Das Volk soll entscheiden ob Parlamentarier Sich das Geld erhöchen dürfen oder es gekürzt werden muss. Ich würde für 50 Prozent Lohnabzug , rückwirkend auf 10 Jahre , Pensionsansprüche sollen auch für diese abgeschafft werden.
 
Daniel Bucher
13:31 Uhr
Mitte Links will höhere Löhne zulasten der Bevölkerung und Steuerzahler. Die best verdienenden Teilzeitangestellten profitieren auf der ganzen Linie und verweigern den Alten, was sie ganz selbstverständlich fordern. Man sollte die Bezüge der Parlamentarier für ihren Teilzeitjob auf 100‘000 Franken pro Jahr begrenzen. Die Arbeit, die abgeliefert wird, ist danach nicht besser aber wenigstens günstiger.
 
Martin Hermann
13:46 Uhr
Ja und wie sieht es denn mit den Verwaltungsratslöhnen aus, die unsere Parlamentarier noch zusätzlich einkassieren, um in Interesse der Wirtschaft zu politisieren? Reicht es denn immer noch nicht? die haben ja auch noch Gratisbilette für Bus, Bahn und Co. Ich würde meinen, das reicht über aus, wir haben das nicht!!!
 
Philippe Zihlmann
13:50 Uhr
Ich verstehe es nicht. Das Parlament weigert sich einen Teuerungsausgleich den AHV Rentnern von monatlich durchschnittlich 8 Franken zu gewähren, sich aber selbst ohne grosse Diskussionen eine überdurchschnittliche Lohnerhöhung zuspricht. Mit was für Argumente? Das Aufgabenheft ist doch gleich geblieben. Skandalös und verwerflich.
 
Katharina Binz
13:55 Uhr
Ich glaube, diese Menschen haben keine Ahnung davon, dass eine AHV-Rente von einer Frau, die 44 Jahre Vollzeit gearbeitet hat, nicht einmal 50% dessen beträgt (1970.--) was sie nur an diesem Ausgleich bekommen, nämlich 4560.--! Das sind 2,3 Mal die ganze AHV-Rente! Beschämend: Die Ständerätin dürfte sich demnach über zusätzliche 4560 Franken freuen. Und das für einen Teilzeitjob.
 
René Lüthi
14:18 Uhr
Hauptsache die 40‘000 Bundesangestellten erhalten den vollen Teuerungsausgkeich (2.5%) ungeachtet der Lohnobergrenze, inkl. Bundesratsslär. So etwas gibt es nur in der Politik!!! In der Privatwirtschaft unvorstellbar. Einfach nur skandalös.
 
Igel Novak
14:22 Uhr
Eigentlich müssten die Bürger über die Löhne der Politiker entscheiden, nicht die Politiker selber schlussendlich sind wir doch die Auftraggeber. Dieses vorgehen ist eine Zumutung und eine Ohrfeige sondergleichen. 140'000.- im Jahr, für was jetzt genau? Hinten eine 0 weg und dann wären wir im Ramen für die Leistung die manch Politiker bringt.
 
 
 
 
 
 

Heil dem Schweizer Volk!

Geht es nach Ständerätinnen und Nationalräten, sollen sie schon bald mehr Lohn bekommen. Wegen der hohen Teuerung sollen die Entschädigungen für die Parlamentarier angepasst werden,

"jetzt Reichts!"

Schon jetzt verdienen National- und Ständeräte nicht schlecht: Im Durchschnitt bezieht ein Nationalrat heute 132'500 Franken im Jahr. Bei einer Ständerätin sind es 142'500 Franken. Der Betrag setzt sich aus folgenden Benefits zusammen:

1

Lohn: 26'000 Fr. pro Jahr

Sich ins Thema einlesen oder kluge Reden schreiben: Die Arbeit im Parlament will vorbereitet werden. Zudem müssen die meisten National- und Ständeräte für die Parlamentsarbeit ihr sonstiges Arbeitspensum reduzieren. Als Ausgleich dafür gibt es einen Grundlohn von 26’000 Franken im Jahr. Das sind knapp 2200 Franken pro Monat.

2

Sitzungsgeld: bis 47'845 Fr. pro Jahr

Für jeden Tag, den die Politiker im Rat oder in einer Kommissionssitzung verbringen, fliessen zusätzlich 440 Franken ins Portemonnaie. Es gibt mindestens vier Sessionen pro Jahr à 13 Tage, dazu sitzen die meisten Nationalräte in ein bis zwei Kommissionen. Wer eine Kommission präsidiert, bekommt 440 Franken zusätzlich pro Sitzung, für die Berichterstattung im Rat gibt es 220 Franken. Pro Jahr läppert sich das auf 43'237 Fr. (Nationalrat) beziehungsweise 47'845 Fr. (Ständerat) zusammen.

3

Altersvorsorge: 13’652 Fr. pro Jahr

Zudem zahlt der Bund den Parlamentariern auch einen Zustupf an die Altersvorsorge: Ratsmitglieder erhalten bis zum vollendeten 65. Altersjahr 13’652 Franken; das Ratsmitglied muss ein Viertel davon aber selbst bezahlen.

4

Persönliche Mitarbeiter: 33'000 Fr. pro Jahr

Nicht jeder Parlamentarier kann alles allein machen, manche stellen deshalb Mitarbeiter an. Als Beitrag zur Deckung dieser Ausgaben erhalten die Ratsmitglieder eine Jahresentschädigung von 33‘000 Franken.

5

Gratis-GA: 6300 Fr. pro Jahr

Der Weg nach Bern ist je nach Wohnort lang. Die Parlamentarier dürfen 1. Klasse ins Bundeshaus reisen. Entweder mit dem GA (im Wert von 6300 Fr.) oder einer Pauschalentschädigung im Wert von 5040 Franken – für diejenigen, die mit dem Auto nach Bern fahren.

6

Essen: bis 11'740 Fr. pro Jahr

Wer in Bern ist, muss sich auswärts verpflegen und – wenn er nicht gerade von einem Lobbyisten eingeladen wird – auch selbst dafür zahlen. Pro Sitzungstag erhalten Parlamentarier eine Mahlzeiten-Entschädigung von 115 Franken. Egal, ob sie gerade auf Diät sind oder nicht. Pro Jahr läppert sich das auf 10'651 Fr. (Nationalrat) beziehungsweise 11'740 Fr. (Ständerat) zusammen.

7

Übernachtung: bis 10'625 Fr. pro Jahr

Sogar fürs Schlafen werden die Parlamentarier bezahlt: Pro Nacht, die sie zwischen zwei Sitzungstagen auswärts verbringen, erhalten sie einen Zustupf von 180 Franken. Einige Parlamentarier Manshaben sich eine kleine Mansarde in Bern gemietet, über 15m2 1 Zi.-Wg. für CHF 200.- monatlich, andere haben WGs, und wieder andere leisten sich ein Hotel. Pech haben jene Politiker, die weniger als zehn Kilometer Luftlinie vom Bundeshaus wohnen oder ihr Zuhause in 30 Minuten mit dem öffentlichen Verkehr erreichen. Sie bekommen nichts. Ausser sie fahren in Ausübung ihres Amtes ins Ausland – dann gibt es eine Mahlzeiten- und Übernachtungspauschale von insgesamt 395 Franken pro Tag. Pro Jahr läppert sich das auf 9839 Fr. (Nationalrat) beziehungsweise 10'625 Fr. (Ständerat) zusammen.

8

Kinderzulagen: bis 384.70 Fr. pro Kind und Monat

Im Landesdurchschnitt beträgt die Kinderzulage 186 Franken pro Monat (je nach Kanton 160 bis 260 Franken). Für Parlamentarier «dörfs es bitzeli meh sii». Hier gibts 384.70 Fr. Franken für das erste zulagenberechtigte Kind, 248.40 Fr. für das zweite – und 270.60 Fr. für jedes weitere zulagenberechtigte Kind, welches das 16. Altersjahr vollendet hat und in Ausbildung ist.

9

Jöbli: Betrag nach oben offen

Zudem bringt der Job als Parlamentarier oft lukrative Mandate mit sich – Verbände und Organisationen hoffen dadurch auf mehr Einfluss im Parlament. Und lassen sich das etwas kosten. Ein Job in einem Verwaltungsrat oder einem Verband bedeutet für einen Politiker zwar kaum Arbeit, dafür gute Bezahlung.

Daneben gibts noch den einen oder anderen Franken zusätzlich, dessen Erklärung den Rahmen dieser Auflistung sprengen würde (z.B. Einkommensausfall für die Dauer der Anreise)


Es muss für die Politiker/innen auch eine Compliance geben wie in der Wirtschaft üblich. Wer im NR/SR gewählt ist darf keine VR Mandate annehmen, welche Interessenskonflikte haben. Aber eben: Das Geld und die Macht lockt deshalb werden es die Damen und Herrn NR/SR schön bleiben lassen.
Eine Zäsur wäre nur möglich mir einer Volksinitiative.


Wie Politiker die Bevölkerung hinters Licht führen

Die Kontroverse um das neue Jugendschutzgesetz JSFVG zieht weitere Kreise. Insbesondere Aussagen von Parlamentariern, die das neue Gesetz verteidigen, ziehen den Umnut von spezialisierten Juristen auf sich. Sie bezichtigen die Parlamentarier mehr oder weniger unverhohlen der Lüge.

Da ist zum Beispiel SP-Nationalrat Matthias Aebischer. Im TAGESANZEIGER von Dienstag hat der ehemalige Tagesschau-Moderator die Kritik an dem neuen Gesetz vollmundig als «Ente» abgetan. Hintergrund war die Kritik des Referendumskomitees, das behauptet, mit dem Gesetz würde eine Ausweispflicht eingeführt, um im Internet Filme z.B. auf Twitter, Facebook oder Youtube sehen zu können.

Aebischers Fake-News

«Krass irreführend» sind damit also wohl weniger die Aussagen des Referendumskomitees, wie Aebischer behauptet, sondern eher seine eigenen. Um nicht deutsch und deutlich zu sagen: Aebischer, der frühere Journalist, verbreitet Fake News. INSIDE-JUSTIZ hat beim Berner SP-Nationalrat nachgefragt und bat ihn um eine Begründung für seine Aussage, es brauche auch weiterhin keine Identifizierung und Alterskontrolle, obwohl doch das Gesetz in den Artikeln 8 Abs. 2 und 20 Abs. 2 eben dies genau verlangt, und zwar noch vor der ersten Nutzung des Dienstes. Aebischer antwortet nicht mit einer Begründung, sondern mit einer neuen Behauptung: «Bei Youtube können alle Inhalte, die für Minderjährige freigegeben sind, heute und auch in Zukunft ohne Login konsumiert werden.» Und weiter: «Das Gesetz schreibt nicht vor, eine Ausweiskopie einzureichen. Die Branche kann das selber regeln.»

Das Parlament hat mit dem neuen Jugendschutzgesetz geschludert. Parlamentarier verschiedener Couleur, die eine zentrale Rolle bei der Ausarbeitung des Gesetzes gespielt haben, führen die Bevölkerung über die Konsequenzen hinters Licht. Und versuchen damit zu vertuschen, welchen Pfusch sie abgeliefert haben. Wenn Journalisten sich nicht einfach mit einer plumpen Behauptung zufriedengeben, sondern nachhaken und Begründungen hören wollen, tauchen die Volksvertreter ab und schieben die Verantwortung auf alle anderen: Bundesrat, Lobbyisten, Branchenorganisationen.

Das zeigt ein erschreckendes Bild: Selber denken ist offenbar nicht angesagt in diesem Parlament. Dabei ist der Komplexitätsgrad des Jugendschutzgesetzes eigentlich recht bescheiden. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie das Parlament komplexere Gesetzgebungsprojekte angehen will, wenn es schon mit einem solchen Gegenstand überfordert ist.

Als einziger Trost bleibt da, dass wenigstens die Erneuerungswahlen nicht mehr weit entfernt sind.



Heute liegt der Anteil weiblicher Politikerinnen im Nationalrat bei 42 Prozent und im Ständerat bei 26 Prozent.

Der Weg für Frauen bleibt steinig

Die Chefs aller Parteien versprechen, dass bei den Wahlen im Herbst mehr Frauen gewählt werden sollen. Der Ehrgeiz, mehr Politikerinnen nach Bundesbern zu bringen, ist bei den Parteien unterschiedlich gross.
 
Am 22. Oktober 2023 wählt die Schweiz. Ein Jahr zuvor versprachen die Chefs aller Parteien im Blick, dass die nächsten Wahlen zu Frauenwahlen werden. Heute liegt der Anteil weiblicher Politikerinnen im Nationalrat bei 42 Prozent und im Ständerat bei 26 Prozent.
 
Frauenquoten sind kontraproduktiv, fähige Persönlichkeiten sind gefragt unabhängig vom Geschlecht.

Parlament will Mietern Rechte streichen

Höhere Mieten, weniger Rechte. Das Parlament will die Rechte von Mieterinnen und Mietern beschneiden. Blick erklärt, was ihnen konkret droht.
Laut der Rechtskommission des Ständerats besteht die Gefahr, dass die Mittelschicht die Mieten bald nicht mehr zahlen kann.

Trotzdem haben die Ständeräte Anfang Woche mehrere Gesetzesänderungen durchgewunken, die erneut die Mietenden treffen. Sie mögen einzeln für sich wenig spektakulär klingen. Doch die Summe ist es, die Carlo Sommaruga (63) in Alarmbereitschaft versetzt.

Der Genfer SP-Ständerat ist Präsident der Rechtskommission. Aber vor allem präsidiert er den Mieterinnen- und Mieterverband Schweiz, der sich Anfang Woche mit einem Appell an seine Kolleginnen und Kollegen im Rat gewandt hatte. Über 30'000 Menschen forderten den Ständerat darin auf, den Angriff auf das Mietrecht zu stoppen.

Der Appell blieb ungehört.

 Die Luzerner Mitte-Ständerätin Andrea Gmür findet das «absolut legitim». Auch sie zählt zu den Räten, die nicht für das Volk einsteht.