FDP-Vizepräsident Philippe Nantermod sagt: «Ich sehe das Problem nicht!»

FDP beschwöhrt 2. Klasse Patientengesellschaft

«Priority Service» im Spital: Gegen Zahlung von 300 Franken sollen Patienten der Orthopädischen Klinik Luzern (OKL) innert zwei Wochen einen Termin in der Sprechstunde erhalten. Legen sie weitere 500 Franken darauf, steht zwei Wochen danach bereits die Operation an.

Für insgesamt 800 Franken ist das medizinische Problem somit innerhalb von nur vier Wochen gelöst, wie der «Beobachter» schreibt. Zahlt die Patientin nichts, muss sie schon deutlich länger auf einen Sprechstundentermin warten.

«Gegen Aufpreis sichern Sie sich Vorzugsbehandlungen und -termine», heisst es im Flyer für den «Priority-Service» der Klinik. Sie ist bei der Hirslanden Klinik St. Anna in Luzern domiziliert. «Schluss mit Warten» – der Slogan steht für bevorzugte Sprechstunden, beschleunigte Operationstermine und eine «bessere Planbarkeit».

BAG: Aktion ist nicht erlaubt

Nur: Die Vorzugsbehandlung ist gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) gar nicht erlaubt, wie der «Beobachter» weiter schreibt. Zusatzhonorare könnten nur verrechnet werden, wenn tatsächlich medizinisch begründete Mehrleistungen erbracht würden.

Kommt hinzu: Vorgezogene Behandlungen müssten medizinisch begründet sein. «Das Bundesgesetz über die Krankenversicherung (KVG) verlangt eine medizinische Gleichbehandlung. Alle Versicherten haben Anspruch, rechtzeitig behandelt zu werden», zitiert die Zeitschrift die Medienstelle des Bundesamtes.

Die Hirslanden-Gruppe sieht das anders – und verteidigt das «Priority-Modell» im «Beobachter». Mehrleistungen ausserhalb des KVG dürften mit Zusatzhonoraren abgerechnet werden. Die Zusatzleistungen bestünden aus Mehraufwänden für die Organisation: rasch Termine finden, nach Lücken in Belegungsplänen suchen oder allfälliger Schichtverlängerungen des Personals planen. Zudem könne jede Patientin und jeder Patient frei entscheiden, ob sie solche Zusatzleistungen in Anspruch nehmen wollten.

«Weder Notaufnahme noch öffentliches Spital»

Auch Philippe Nantermod (38), Vizepräsident der FDP, findet das nicht verwerflich. Den Medien sagte der Walliser Anwalt: «Ich sehe das Problem nicht! Wir sprechen hier von einer Privatklinik und einer orthopädischen Operation. Dies ist weder eine Notaufnahme noch ein öffentliches Spital.»

Er würde gar ein ähnliches Angebot in öffentlichen Spitälern begrüssen. «Wenn ein öffentliches Spital seine Finanzen mit solchen Leistungen ins Lot bringen will, statt den Steuerzahlern noch mehr Geld abzuknöpfen, würde ich mich nicht beschweren.»

Nantermod glaubt nicht, dass damit die Zweiklassenmedizin gefördert wird. Wir hätten in der Schweiz kein Gesundheitssystem, das Menschen nicht behandle, die es sich nicht leisten könnten, so der FDP-Vize.

Inzwischen habe das Spital aufgrund des Berichtes im «Beobachter» das Serviceangebot allerdings auf Eis gelegt, wie das Portal Medinside schreibt. Wegen der vielen «Missverständnisse» sei ihr keine andere Wahl geblieben, schreibt die Orthopädische Klinik Luzern in einer Stellungnahme. Die Geschäftsleitung werde nun über das weitere Vorgehen entscheiden.

Dass ein FDP-Mitglied dieses Vorhaben gut findet ist wenig verwunderlich, vertritt er doch die elitäre Gesellschaftsschicht.

Dass mit Nantermod ein FDP Protagonist dafür plädiert, dass mit Geld das KVG ausgehebelt werden kann erstaunt nicht weiter,
Zweiklassenmedizin ist auch in der Schweiz längstens eine Tatsache.

 



FDP-Ständerat Ruedi Noser

FDP-Ständerat Ruedi Noser verteidigt Boni

FDP-Ständerat Ruedi Noser bricht eine Lanze für CS-Mitarbeitende, die bis zuletzt einen «guten Job» gemacht hätten. Ein CS-Banker widerspricht: Boni seien toxisch für die Betriebskultur.
Frage Herr Noser:
Gelten die Boni nur fürs Management die sowieso schon genug kassieren, oder für alle Mitarbeiter inkl. den Reinigungskräften die den Dreck für das Management wegräumen?